SG Rot-Weiss Rückers

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Ein Jahr später, zwei Tage kürzer

Christian Heil, 27.04.2020

Wie die SG Rückers mit der Absage ihres 100-jährigen Festprogramms umgeht

Etliche Vereine in der Region wollten in diesem Jahr eigentlich ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Doch egal ob Festkommers, Sportwoche oder Festprogramm – das Coronavirus hat überall die Planungen komplett über den Haufen geworfen.

Ein Lied kann beispielsweise die SG Rückers davon singen. Die Festivitäten, die vom 10. bis 14. Juni stattfinden sollten, waren fertig organisiert, die Verträge mit Künstlern und Veranstaltern unter Dach und Fach, die Arbeitspläne für Theken- und sonstige Dienste weitgehend geschrieben.

„Wir haben in Rückers jahrelang sämtliche Festivitäten anlässlich von Jubiläen recht klein gehalten, uns jetzt aber ganz bewusst dazu entschieden, dass wir das 100-Jährige richtig groß angehen“, erklärt Pascal Beßler. Der 46-Jährige hat viele Jahre für die Rot-Weißen die Schuhe geschnürt und ist nun Mitglied im Festausschuss.

„Das Programm sollte über fünf Tage gehen und wir hatten unter anderem ein knackiges Mallorca-Programm mit Stars wie Mia Julia geschnürt. Dazu sollte es einen hessischen Abend geben, an dem wir gegen die Traditionself von Eintracht Frankfurt gespielt hätten und im Anschluss wäre dann das Programm von Mundstuhl gewesen. Dadurch hatten wir ein wirklich hohes Investitionsvolumen, für das wir aber auch eine stattliche Summe über Sponsorengelder eingenommen haben“, so Steffen Frick, der als Vorstandsmitglied im Kulturausschuss des Vereins tätig ist. „Die Veranstaltung war komplett fertig, durchgeplant und getackert“, so der 33-Jährige.

Positiver Corona-Fall

Doch recht zeitnah wurde den Rückersern bewusst, dass es ob der Viruspandemie eng werden könnte mit der Veranstaltung. Besonders in Rückers war man früher als andernorts mit dem Virus in Berührung gekommen. Unter anderem wurde Beßler selbst positiv getestet.

„Dadurch, dass Pascal in Quarantäne musste, haben wir schon früh eine Telefonkonferenz untereinander abgehalten und uns beraten, wie wir verfahren. Schließlich konnten wir anhand der Verträge als Verein erstmal gar nicht tätig werden, sondern mussten abwarten, wie sich die Situation entwickelt und was die Regierung entscheidet“, erklärt Frick. „Zumal die Veranstaltungs-Versicherung in dem Fall nicht gegriffen hätte.“

Stichtag war der 19. April, der Tag an dem sich die Regierung öffentlich zur weiteren Vorgehensweise in Sachen Kontaktverbot und Großveranstaltungen äußern wollte.

„Danach war klar, was passieren würde. Eine sehr gute Erfahrung war im Anschluss, wie alle Vertragspartner reagiert haben. Das lief alles völlig reibungslos und weitgehend unbürokratisch. Auch mit unseren neuen Terminwünschen sind uns die Künstler und Partner weit entgegen gekommen“, so Beßler.

Denn in Rückers wurden die Festivitäten kurzerhand einfach ins neue Jahr verschoben. „Wir gehen jetzt auf den Zeitraum vom 9. bis 11. Juli 2021“, verrät Frick. „Wir haben das Programm von den Tagen her etwas verkürzt und die Acts sind jetzt an anderen Wochentagen, aber wir haben das ganz gut hinbekommen.“ So soll der hessische Abend nun statt mittwochs an einem Samstag stattfinden.

Mit den Tickets geht man locker um. „Erstmal behalten alle im Vorverkauf erworbenen Eintrittskarten ihre Gültigkeit für 2021. Wer aber Karten zurückgeben möchte, kann das selbstverständlich tun. Aber bitte immer über exakt den Kanal, über den die Tickets einst auch erworben worden sind“, so Frick.

Kein großer finanzieller Verlust

Finanziell kommt Rückers einigermaßen ungeschoren raus aus der Nummer. „Wir rechnen vielleicht so mit 1000 Euro, die uns die Verlegung womöglich kosten könnte. Das ist das Geld, was wir bereits für Werbung ausgegeben haben und was wir nun kommendes Jahr nochmals investieren müssen. Dazu müssen wir noch ein paar Layouts für Banner und solche Dinge ändern und eventuell die vorhandenen Eintrittskarten mit dem neuen Datum überkleben. Mehr Kosten dürften eigentlich nicht kommen“, so Beßler.

Ohnehin sehen beide ihren Verein trotz des fehlenden Spielbetriebs finanziell für gut aufgestellt. „Jetzt kommt es uns zugute, dass bei uns nur die Trainer bezahlt werden, sonst aber keine Kosten entstehen. Dadurch kommen wir nun auch nicht in die Bredouille, wenn der Spielbetrieb ruht und keine Einnahmen reinkommen“, macht Steffen Frick deutlich.

Und dennoch fehlt den beiden bei den Rückersern das, was momentan wohl allen Fußballfans fehlt. „Die Sprüche in der Südkurve“, lacht Beßler. „Sonntags an den Platz gehen, eine Bratwurst essen, zwei, drei Bierchen trinken und einfach den sozialen Umgang pflegen. Das ist das, was der Mehrzahl an Leuten – glaube ich – aktuell am meisten abgeht. Das fehlt mir persönlich jedenfalls total“, macht Beßler deutlich.

Eine Hoffnung hat man in Rückers aber noch nicht aufgegeben. „Den Festkommers, den würden wir schon noch gerne in 2020 abhalten. Deshalb haben wir ihn auch noch nicht terminiert. Wir haben so einen Funken Hoffnung, dass wir den Kommers vielleicht schon im Herbst nachholen können“, so Frick.


Quelle:https://www.torgranate.de/artikel/ein-jahr-spaeter-zwei-tage-kuerzer/

Ein Jahr später, zwei Tage kürzer